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Spaniens Städte – Moderne Urbanität seit 2000 Jahren, Teil II: Mittelalter und frühe Neuzeit

Der Donnerstag und der Freitag dieser Woche stehen ganz im Zeichen der Städteforschung auf der Iberischen Halbinsel!
Am 16. April 2015 spricht um 19 Uhr der renommierte Islamwisschaftler Eduardo Manzano Moreno (Consejo Superior de Investigaciones Científicas Madrid) im Instituto Cervantes über: La España de las tres culturas: ¿mito o realidad? Sobre la convivencia de cristianos, árabes y judíos en el mundo urbano medieval de la Península Ibérica (Vortrag in spanischer Sprache mit deutscher Übersetzung)
und am 17. April 2015 geht es ab 9 Uhr um die Stadt in der Spätantike, im arabisch wie im christlichen geprägten Mittelalter und in der frühen Neuzeit:
Fragen nach Wandel, Transformation, Kontinuität oder Diskontinuität werden ebenso zu diskutieren sein wie solche nach der Funktion unterschiedlicher Stadttypen im jeweiligen Herrschaftsgefüge. Beiträge u.a. von
Javier Arce Martínez (Alte Geschichte / Université Charles de Gaulle-Lille 3): Reccopolis y Toletum – Se analizan las posibles razones de la elección de Toletum (Toledo)puerta-de-alcantara como  capital del reino godo en la Península Ibérica  y se discute el significado de urbs regia. Se estudian los problemas urbanísticos y las dificultades que existen desde el punto de vista arqueológico para su identificación…

Isabel Toral-Niehoff (Islamwissenschaft / Georg-August-Universität Göttingen): Gibt es eine islamische Stadt? Betrachten wir urbane Strukturen in al-Andalus, stellt sich die Frage nach den Diskontinuitäten, und somit, ob infolge der islamischen Eroberung im Jahr 711 Modelle aus dem Nahen Osten importiert wurden und frühere, spätantike Traditionen überlagerten. Ist es fruchtbar, von islamischen Städten auf der iberischen Halbinsel zu reden und was wären dann die disktintiven, spezifisch islamischen Charakteristika? …

Matthias Maser (Mittelalterliche Geschichte / Friedrich-Alexander-Universität ErlangenNürnberg): Eroberte Städte. Integration und Transformation von Städten im christlichen Expansionsraum – Aus den immensen Territorialgewinnen, die der kastilisch-leonesischen Reconquista in zwei großen Expansionswellen im 11. bzw. 13. Jahrhundert gelangen, erwuchs die Herausforderung, die eroberten Gebiete dauerhaft in die christlichen Herrschaftsstrukturen zu integrieren. Für diese Aufgabe der „Repoblación“ erwiesen sich Städte als ideales Instrument, das allerdings in verschiedenen Räumen und Phasen der Expansion an die jeweiligen  Gegebenheiten angepasst werden musste…

Klaus Weber (Vergleichende europäische Wirtschafts- und Sozialgeschichte / Europa-CadizUniversität Viadrina Frankfurt an der Oder): Cádiz und Madrid im 17. und 18. Jh. – die kosmopolitische Seehandelsstadt und das Machtzentrum im kastilischen Hochland – Die atlantische Hafenstadt Cadiz nimmt in der Wirtschaftsgeschichtsschreibung einen prominenten Platz ein: Im langen 18. Jahrhundert wurde der Großteil der aus Hispanoamerika kommenden Waren durch diesen Monopolhafen des spanischen Kolonialhandels kanalisiert…

Kommentare von Eduardo Manzano Moreno (Islamwissenschaft / Consejo Superior de Investigaciones Científicas Madrid) und Horst Pietschmann (Geschichte Lateinamerikas und der Iberischen Halbinsel / Universität Hamburg)

16. April bis 17. April 2015, 19-21 Uhr bzw. 9-18 Uhr

Veranstaltungsort: 16. April 2015, Instituto Cervantes – Chilehaus, Eingang B, 1. Etage, 20095 Hamburg; 17. April 2015, Warburg-Haus – Heilwigstr. 116, 20249 Hamburg
Programm (mit Zusammenfassungen aller Beiträge): Städte Spaniens 04.2015 (pdf); Ciudades de España 04.2015 (pdf)

Interessierte sind herzlich willkommen! ¡Recomendabilísimo! ¡No faltéis!

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Descendientes de andalusíes „moriscos“ en el mediterranéo occidental

moriscos 04.2015Internationaler Kongress der Stadtverwaltung von Ojós (Murcia), der hispano-marrokanischen Stiftung Al-Idrisi und des Kulturvereins Oxos

Aus dem Ankündigungstext der Veranstalter: „Los andalusíes “moriscos”, mudéjares moriscos, granadinos, antiguos, o simplemente los moriscos como se les denomina en los documentos oficiales y la literatura de la época, siguen dando lugar a un número creciente de trabajos de investigación, dedicados a poner luz en este largo e importante período de tiempo, cuyos avatares marcaron, sin duda, la historia de los países del Sur de Europa y el Magreb…”

Mit Beiträgen u.a. von
Enrique Soria Mesa (Universidad de Córdoba): La permanencia morisca en el reino de Granada durante los siglos XVII y XVIII. Realidades documentales y fantasías genealógicas
Luís Bernabé Pons (Universidad de Alicante): Hombres y nombres de la diáspora morisca
Ahmed Saadaouri (Université de La Manouba, Tunis): La présence des Morisques dans les régences ottomanes de Tunis et d’Alger, d’après les données des archives locales

23. bis 26. April 2015moriscos 04.2015

Organisation: Ayuntamiento de Ojós (Murcia); Fundación Al-Idrisi hispano-marroquí (Sevilla – Tetuán); Centro de Estudios Moriscos del Mediterráneo (Ojós, Murcia); Asociación cultural Oxox (Ojós, Murcia)
Veranstaltungsort: Centro Cultural “Tomás López de Poveda”, Avda. del Río Segura s/n, 30611 Ojós (Murcia)

Weitere Informationen unter http://moriscosojos2015…

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In einem Ort in La Mancha… Irgendwo im Nirgendwo, III

Der Himmel zieht sich zu, der Wind wird stärker – und ein Schauer nach dem anderen 1zieht über die weiten Auen von Castilla-La Mancha. Genau der richtige Zeitpunkt, um sich ins Magazin zurückzuziehen und den Studierenden der Fieldschool die Epigraphik näherzubringen. Wird sie von manchen Archäologen und Althistorikern zu einer Hilfswissenschaft degradiert, so beweisen die in Segóbriga zu Tage geförderten Inschriften das genaue Gegenteil: Die Epigraphik mag eine Wissenschaft für sich sein, doch für ein Classics-Studium ist sie von unschätzbarem Wert! Die Teilnehmer der Fieldschool bekommen von Rosario Cebrián Fernández eine kurze Einführung. Die wichtigsten Steine, d.h. die lateinischen Inschriften, die maßgeblich Licht in das Dunkel der Geschichte der antiken Stadt gebracht haben, zeigt sie den Studierenden.

2Und macht auf besondere Qualitätsmerkmale einzelner Werkstätten aufmerksam. Auch ein Laie kann auf den ersten Blick einen sehr guten von einem eher schlechten Steinbildhauer unterscheiden. Krumme Buchstaben mit stümperhafter Linienführung sprechen nicht gerade für eine Werkstatt, deuten möglicherweise auf vergleichsweise arme Auftraggeber. Wohingegen sehr gut gearbeitete Inschriftentexte, das heißt feine und akkurate Linienführungen, wohl auf das genaue Gegenteil schließen lassen: Qualitätsware, für die ein Auftraggeber einen entsprechend hohen Lohn abdrücken musste. Die Studierenden tun sich in Zweier- und Dreiergruppen zusammen und erhalten von Charo einen Papierbogen mit einem Fragenkatalog, der von den Archäologen vor Ort zur Aufnahme und Inventarisierung der Inschriften benutzt wird. Einmal gewissenhaft ausgefüllt, lässt er idealerweise keine Fragen mehr offen.

Es sei denn, dass lediglich Fragmente eines Inschriftentextes erhalten sind, die nicht formelhaft ergänzt werden können und deren Lesung zweifelhaft ist. Wie groß ist der Stein? Ist er ein- oder mehrseitig bearbeitet? Mit oder ohne Reliefdarstellung? Wie groß sind die Buchstaben? Wie lautet der Text? Aus welchem Material ist er? Fragen über Fragen… 3Mit Maßbändern und Taschenlampen zum Messen der Steine und Ausleuchten der Buchstaben geht’s an die Arbeit. Die Feldschüler stehen vor ihren eigens auserwählten Inschriften, knien davor, klettern dahinter, messen und leuchten was das Zeug hält, rätseln über die ein oder andere eher kryptische Abkürzung, lateinische Namen und Wörter. Hier und da eilen Sabine Panzram und Markus Trunk ihren Schützlingen zur Hilfe. Gegen 18 Uhr kehrt die „Chef-Archäologin vom Dienst“ wieder zurück und sammelt die besagten Bögen wieder ein. Meist nickt sie zustimmend und lächelt. Damit ist die Arbeit der Studierenden erfolgreich beendet. Sie dürfen endlich das kühle Inschriftenmagazin verlassen – und zur Belohnung die Abendsonne und den einzigartig herrlichen Ausblick genießen.

Text und Bilder: Jasmin Rashid

 

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Deutsch-Spanische Fieldschool in Segóbriga / Fieldschool hispano-alemán en Segóbriga

Wer sind eigentlich die jungen Nachwuchswissenschaftler, die an der deutsch-spanischen Fieldschool teilnehmen? Womit beschäftigen sie sich? Was bewegt sie?
Die deutsche Teilnehmerin Jasmin Hettinger (29) von der Universität Duisburg-Essen steht Jasmin Rashid in einem Interview Rede und Antwort.

JR: Was studierst du bzw. woran arbeitest du aktuell?
JH: Ich habe Altertumswissenschaften und Geschichte an den Universitäten Konstanz, Dresden und Salamanca studiert und bin jetzt wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Duisburg-Essen. Gleichzeitig promoviere ich am dortigen Graduiertenkolleg „Kontingenzbewältigung durch Zukunftshandeln. Vorsorge, Voraussicht, Vorhersage“. Mein Dissertationsprojekt beschäftigt sich mit den verschiedenen Praktiken der Hochwasservorsorge im Westen des Römischen Reiches. Darin möchte ich mich auf wenige Flusssysteme auf der Italischen und der Iberischen Halbinsel konzentrieren und die dafür überlieferten Quellen eingehend analysieren. Die Iberische Halbinsel ist dazu besonders geeignet, weil sie zu den ältesten Besitzungen des Römischen Reiches gehört – und sich dort zudem aktuell gerade von archäologischer Seite her sehr viel tut. Außerdem ist beispielsweise das Ebrogebiet reich an epigraphischem Material, das für meine Arbeit relevant ist.

JR: Wann hast du deine Liebe zu den Altertumswissenschaften entdeckt?
JH: Im Grunde genommen schon als Kind, als ich im Garten meiner Großeltern erste archäologische Ausgrabungen unternommen habe. Mit Zeichnung, Dokumentation und allem drum und dran… Vollends bin ich dann durch mein Bachelorstudium der „Kulturwissenschaft der Antike“ in Konstanz für die Thematik entbrannt. Je mehr Vorkenntnisse man mitbringt, desto interessanter wird’s eben!

JR: Wie bist du zu Toletum gekommen bzw. wie zur Fieldschool?Foto Interview Jasmin
JH: Nach meinem ERASMUS-Jahr an der Universität von Salamanca wollte ich unbedingt mehr über die antike Vergangenheit meines Gastlandes erfahren. Schon während des Studiums dort bin ich regelmäßig übers Wochenende zu verschiedenen Ausgrabungsstätten gefahren, um sie mir anzusehen. Außerdem habe ich zum Abschluss meines Aufenthalts ein Grabungsstipendium von der Universität von Zaragoza bekommen, um mit nach Bilbilis (Calatayud) zu fahren, wo ich erste eigene Grabungserfahrungen gemacht habe. Da das republikanische Bilbilis, die sogenannte Bilbilis indigena (Valdeherrera), während des Krieges gegen den Sullagegner Sertorius im 1. Jh. v. Chr. zerstört wurde, bin ich auf die Idee gekommen, meine Masterarbeit über den Sertoriuskrieg zu schreiben. Darüber habe ich bei Toletum dann meinen allerersten fachwissenschaftlichen Vortrag gehalten.

JR: Was war für dich das Highlight der Fieldschool-Woche?
JH: Das ist schwierig zu entscheiden, weil es sehr viele schöne Momente gab. Das Highlight ist daher für mich eigentlich, überhaupt dabei gewesen zu sein – und mich nun als Teil einer kleinen aber stetig wachsenden Gruppe von internationalen Nachwuchsforschern mit Schwerpunkt auf Hispanien zu fühlen. Jedenfalls konnte ich während der Woche sehr viele Kontakte zu Studenten, Doktoranden und Professoren knüpfen, die alle – ebenso wie ich selbst – an der Erforschung der antiken Geschichte der Iberischen Halbinsel interessiert sind. Und deren Arbeiten sich wunderbar ergänzen. Ich hoffe daher auch für die Zukunft auf eine gute Zusammenarbeit und freue mich jetzt schon riesig auf den zweiten Teil der Fieldschool im Juni bei Herrn Trunk in Trier.

JR: Was möchtest du werden, wenn du akademisch groß bist? Wovon träumst du?
JH: Es ist von Anfang an mein Traum gewesen, in einem archäologischen oder stadtgeschichtlichen Museum Ausstellungen wissenschaftlich zu erarbeiten und zu betreuen sowie regelmäßig an Forschungsprojekten mitzuwirken und die Ergebnisse fach-, aber auch populärwissenschaftlich aufzuarbeiten und zu präsentieren. Ich halte die Transparenz der Forschungstätigkeit und den Austausch zwischen Fachwissenschaft und Öffentlichkeit für äußerst wichtig. Für beide Seiten! Jeder sollte an unseren alltäglichen Forschungsarbeiten teilhaben und für sich selbst etwas daraus mitnehmen können. Für mich gibt es keinen Elfenbeinturm. Wenn diese Form der wissenschaftlichen Arbeit zudem noch über nationale Grenzen hinausgeht, bin ich vollkommen glücklich! Forschung lebt von grenzenlosem Austausch, im wahrsten Sinne des Wortes.

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Deutsch-Spanische Fieldschool in Segóbriga / Fieldschool hispano-alemán en Segóbriga

Wer sind eigentlich die jungen Nachwuchswissenschaftler, die an der deutsch-spanischen Fieldschool teilnehmen? Womit beschäftigen sie sich? Was bewegt sie?
Der spanische Teilnehmer Israel Jacobo Alcón García (34) von der Universidad Complutense de Madrid steht Jasmin Rashid in einem Interview über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft als Altertumswissenschaftler Rede und Antwort.

JR: ¿Qué estudias? / ¿Sobre qué tema trabajas de momento? / ¿En qué te estás especializando?
IA: Estoy estudiando un Máster en Arqueología del Mediterráneo en la Antigüedad Clásica en la Universidad Complutense de Madrid. Terminé mis estudios de Licenciatura en Historia en el año 2005 y abandoné los estudios por falta de tiempo. Encontré trabajo en una empresa de Arqueología en la Provincia de Soria (Castilla y León) y, aunque siempre quise retomar los estudios, no fue hasta el año pasado cuando tomé la decisión de hacer el Máster de Arqueología. Actualmente compagino los estudios del Máster con mi trabajo de Arqueólogo profesional. Llevo varios años trabajando como autónomo, bajo el nombre de Arqveo, fundamentalmente realizando trabajos de Carta Arqueológica en la Provincia de Guadalajara, prospecciones y obras de tipo civil a particulares. Aunque hoy en día el trabajo en arqueología ha decaído bastante como consecuencia de la crisis, sigo trabajando sin descanso.

Foto Interview IsraelJR: ¿Cuándo se despertó tu interés para las ciencias de la antigüedad?
IA: Desde niño tuve una mente muy curiosa preguntándome siempre el por qué de todo. Tendría unos 9 o 10 años cuando, dando un paseo por el campo con mis padres, encontré un fósil. Era un pequeño caracol fosilizado en una piedra caliza de color grisácea. Sin más, quedé maravillado ante aquel elemento. No entendía por qué un caracol estaba „dentro“ de una piedra, pero en ese preciso momento supe que quería dedicarme a investigar el pasado, la historia y la arqueología.
Gracias a aquel hallazgo y a aquella necesidad de conocimiento del pasado, poco a poco fui encaminándome hacia el estudio de la Historia, después hacia la Arqueología y, ahora, con 34 años, al estudio de la Antigüedad.

JR: ¿Cómo te has enterado de Toletum? / ¿Qué te ha hecho participar en la Fieldschool?
IG: Me enteré de Toletum gracias al Máster en Arqueología del Mediterráneo en la Antigüedad Clásica que estoy cursando en la Universidad Complutense de Madrid y, concretamente, gracias a la profesora Mª del Rosario Cebrián Fernández que me impartió la clase de Arqueología de las Ciudades Hispanorromanas.
Cuando nos comentó la posibilidad de participar en Fieldschool me interesé desde el primer momento, pues soy un apasionado de la Arqueología Clásica y, en especial, del urbanismo romano. Pensé que era una gran oportunidad para ampliar conocimientos y crecer de forma profesional y personal al lado de un grupo de personas multidisciplinar venidos de toda Europa.

JR: ¿Qué ha sido tu highlight / mejor momento de la semana?
IG: La verdad es que resulta difícil quedarse con un momento concreto a lo largo de la semana. La prospección geofísica me resultó muy interesante, incluso las prácticas in situ sobre escultura, epigrafía o arquitectura.
Tal vez me quedaría con la visita a las minas de lapis specularis en Torrejoncillo del Rey (Cuenca). Es sorprendente cómo excavaban las galerías para extraer el lapis specularis y cómo se conservaban las oquedades donde, en algunos casos, estaban las lucernas para alumbrar las galerías.

JR: ¿Qué quieres hacer en cuanto habrás acabado la carrera? / ¿Con qué sueñas? / ¿Cómo te estás imaginando tu futuro académico?
IA: Una vez acabe el Máster me gustaría comenzar con la Tesis, sin dejar de lado mi trabajo como Arqueólogo.
En cuanto al futuro, me gustaría continuar dedicándome al mundo de la Arqueología, profesional o académicamente, pero siempre en relación con esta ciencia.

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In einem Ort in La Mancha… Irgendwo im Nirgendwo, II

Segobriga Kryptoportikus 1Wie es sich für archäologische Parks so gehört, gibt es auch in Segóbriga eine Reihe altertümlicher Ruinen zum Bestaunen und Begehen. Die meisten liegen umzäunt unter freiem Himmel, sind Wind und Wetter ausgesetzt: Theater, Thermen, Forum usw. Es gibt aber auch solche unter Schutzbauten, die dem Erhalt dienen. Wie zum Beispiel über der aus flavischer Zeit stammenden Kryptoportikus.  Die moderne Konstruktion, die das antike Kulturgut vor allem vor der Witterung schützen soll, löst bei den Nachwuchswissenschaftlern vor Ort kollektives Kopfschütteln und Achselzucken aus. Denn dieser Bau greift ohne Not in den archäologischen Befund ein, z.B. im Bereich der Eingangstüren. Segobriga Kryptoportikus 2Und er suggeriert dem Besucher ein verfälschtes Bild des ursprünglichen Baus. Bei starkem Regen (wie heute) versagt auch noch das Dach, sodass die antiken Pfeilerreste trotz des Schutzbaus wehrlos den Launen des Wettergottes ausgesetzt sind… Warum investieren die Verantwortlichen unter der Führung der konservativen Volkspartei Partido Popular so viel Geld für so viel Unsinn? Eine zufriedenstellende Antwort auf die Frage gibt es leider nicht.

Segobriga Amphitheater

Ähnlich verhält es sich mit jenen Ruinen, die modernisiert bzw. teilrekonstruiert werden, um sie für öffentliche Massenveranstaltungen zu nutzen. So zum Beispiel beim ebenfalls aus flavischer Zeit stammenden Amphitheater, das in römischer Zeit rund 5500 Besucher fasste, und nun neben einem neumodischen Treppenaufgang auch noch einen hochmodernen Toilettenannexbau erhält. Wie werden Archäologen in etwa 2000 Jahren diese rätselhaften Befunde wohl interpretieren?

Text und Bilder: Jasmin Rashid

 

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Necrópolis en zonas de contacto / Nekropolen in Kontaktzonen

…de distintas sociedades en Europa occidental y en el Mediterráneo (I millenio a.C.) / …im Westen Europas und des Mittelmeerraums (1. Jt. v. Chr.)

Workshop für Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler, vom 8. bis 12. Juni 2015 in Madrid

Taller doctoral 06.2015„Voraussetzung für die Bewerbung ist eine noch laufende oder eine seit kurzem abgeschlossene Doktorarbeit, die mit dem Thema des Workshops zusammenhängt. Unter den Bewerbern wählt eine Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts und der Casa de Velázquez 16 Doktorandinnen und Doktoranden aus. (…) Sprachen des Workshops sind spanisch, portugiesisch, französisch, deutsch, italienisch und englisch. (…) Begleitet wird der Workshop von Ana Margarida Arruda (Universidade de Lisboa), Luca Cerchiai (Università di Salerno), Teresa Chapa Brunet (Universidad Complutense de Madrid), Alessandro Naso (Universität Innsbruck – Istituto di Studi sul Mediterraneo Antico Roma) und Barbara Sasse-Kunst (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg).” 

  • Interne Organisation der Nekropolen
  • Grabbau (Typologie, Gräber als territoriale Marken …)
  • Bestattungsbräuche (Form der Beisetzung, Zeremonien, Akteure)
  • Grabausstattung und Beigaben (Lage im Grab und Bedeutung der Objekte)
  • Verbindung zwischen Siedlung und Nekropole (punktuell, dauerhaft)
  • Anthropologische Aussagen (Grabsitten, Demographie, Pathologie, Herkunft …)

Organisation: Laurent Callegarin, École des Hautes Études Hispaniques et OLYMPUS DIGITAL CAMERAIbériques – Casa de Velázquez Madrid / Dirce Marzoli, Deutsches Archäologisches Institut Madrid  

Detaillierte Informationen: XI Taller IAA y Casa de Velázquez 06.2015 , IX Workshop DAI und Casa de Velázquez 06.2015 (pdf)

Veranstaltungsorte: Deutsches Archäologisches Institut, c/Serrano 159, Madrid; Casa de Velázquez, Ciudad Universitaria, c/Paul Guinard 3, Madrid

Bewerbungen bis zum 30. April 2015 online, ¡OJO!!

 

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In einem Ort in La Mancha… Irgendwo im Nirgendwo

AWir schreiben den 23. März des Jahres 2015. Es ist Montag. Früh. Und recht kühl. Das Thermometer zeigt unter 10 Grad Celsius. Ein frischer Wind pfeift durch die Neukastilische Hochebene. In einem kleinen Dorf, etwa 90 km entfernt vom geschäftigen Madrid, ist plötzlich richtig was los. Am Rande einer schmalen Straße (der augenscheinlich einzigen Straße, die durch dieses Örtchen führt) gesellen sich zur goldenen Morgenstunde mehrere Jungs und Mädels vor dem Hostal Meson El Rico zueinander. BUnd wecken es mit ihrem fröhlichen Dasein und energischem Stimmengewirr aus dem Dornröschenschlaf. Obwohl es Montag ist. Früh. Und recht kühl. Buenas días! Guten Morgen! Good morning! Der Wind trägt spanische wie deutsche und auch englische Redewendungen und Wortfetzen durch dieses unscheinbare Nest in Castilla-La Mancha. Die jungen Leute gestikulieren dazu mit Händen und Füßen. Lachen. Dem nasskalten Wetter trotzen sie mit Wollmützen, Schals, Regenmänteln, Fleecejacken und festem Schuhwerk. Sie tragen Rucksäcke und Wasserflaschen bei sich. Doch wer sind diese jungen Menschen, die Saelices so aufmischen? Pfadfinder? Nein! Europäische Feldarbeiter? Fast! Denn heute beginnt im Rahmen von Toletum, dem Netzwerk zur Erforschung der Antike auf der Iberischen Halbinsel, die erste deutsch-spanische Fieldschool der Geschichte. In nur wenigen Kilometern Entfernung in der antiken Stadt Segóbriga. CUnd bei dieser Gruppe handelt es sich um Teilnehmer und Teilnehmerinnen einer internationalen Begegnung von Nachwuchswissenschaftlern aus dem Bereich der Klassischen Archäologie, Alten Geschichte und Klassischen Philologie.  Ein historischer Tag! Alle sind pünktlich. Wie es sich für junge Akademiker gehört. Zufrieden lächelnd deutet Sabine Panzram mit einem Fingerzeig in Richtung der fahrbaren Untersetzer. Vámonos! Es geht los! Innerhalb weniger Minuten verlassen vier  Autos das Dorf in Richtung Süden. Natur soweit das Auge reicht. In jeder Himmelsrichtung. Nach ein paar Kilometern erreicht der Corso den archäologischen Park von Segóbriga, dem Dreh- und Angelpunkt der Fieldschool inmitten von Ruinen. DDer Ort erhebt sich rund 860 Meter über dem Meeresspiegel, im Südwesten des Iberischen Gebirges auf einem Hügel mit einer Grundfläche von etwa 10 Hektar Land. Im Laufe der Jahrhunderte siedelten hier von den Anfängen bis zum Niedergang wohl hauptsächlich Keltiberer, Römer, Westgoten und Araber. Und heute verfolgen und erforschen interessierte Wissenschaftler ihre Spur! So neben Sabine Panzram auch Markus Trunk und Rosario Cebrián Fernández. Mit einem Portfolio in der Hand begrüßt die Spanierin freudestrahlend ihre beiden deutschen Kollegen samt Studierenden vor dem Magazin des Parque Arqueológico de Segóbriga, gibt mithilfe von Luftaufnahmen und Plänen einen Überblick. Bringt Licht in so manches Dunkel… Denn in dieser Woche werden die Teilnehmer der Fieldschool sich mit Grabungstechniken und GBestimmungsmethoden auseinandersetzen und – sofern das Wetter mitspielt – mithilfe eines Georadars zwei bisher unerforschte Bodenareale untersuchen. Doch so eine Prospektion will gut vorbereitet sein! Charo (Kurzform für Rosario Cebrián) schickt die Truppe gleich nach der knappen Einführung zum Schuppen. Dort gibt es das passende Werkzeug zur Bereinigung der Feldflure. Bewaffnet mit Harken, Schippen, Hacken und Schubkarren stiefeln die Schüler in ihrer wetterfesten Funktionskleidung aufs erste Feld unweit des einstigen Circus der Stadt gelegen. Es nieselt. Ist windig. Und immer noch kalt. Doch allen Unannehmlichkeiten zum Trotz befreien die Studierenden in mustergültiger Teamarbeit die Feldflur von jeglichem Unkraut. Festgewachsene Wurzeln werden aus dem Boden gehackt und gehievt, das Gestrüpp zusammengeharkt und in die Schubkarre geworfen. IBis der Boden einem englischen Rasen gleicht! Und nach dem ersten Streich folgt der zweite zugleich: Mit Blick auf die bevorstehenden Messungen soll eine weitere Feldflur, die in einigen hundert Metern Entfernung liegt, ebenfalls von Gestrüpp und lose herumliegenden Steinen befreit werden. Mit Sack und Pack ziehen die Jungs und Mädels weiter, legen auf dem Weg nur eine kurze Aufwärm- und Verschnaufpause ein. Es wird gehackt, geharkt, gehievt und gesammelt. Die Fieldschool macht schon jetzt ihrem Namen alle Ehre! Wie war das noch gleich mit dem Elfenbeinturm…?

Text und Bilder: Jasmin Rashid