Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat die neue Kolleg-Forschungsgruppe „Romanization and Islamication in Late Antiquity – Transcultural Processes on the Iberian Peninsula and in North Africa“ an der Universität Hamburg bewilligt.
Im Mittelpunkt des Projektes steht die Erforschung zweier Prozesse, die unsere Gesellschaft bis heute prägen: die Romanisierung und die Islamication – also die Übernahme des „Roman Way of Life“ bzw. der islamischen Kultur. Die Forscherinnen und Forscher wollen diese Akkulturationsprozesse im westlichen Mittelmeerraum untersuchen: auf der Iberischen Halbinsel und in Nordafrika. Beide Regionen eignen sich hervorragend für die vergleichende Imperienforschung, da sie strukturell gesehen für das Imperium Romanum bzw. das Islamische Reich eine vergleichbare wirtschaftliche Bedeutung hatten, sowie eine Reihe von weiteren Gemeinsamkeiten aufweisen. Die Ausgangssituation bilden jeweils zwei nur oberflächlich von der hellenistischen Zivilisation beinflußte Kulturen – die kelt(iberische) und die berberische. Das römische und das islamische Reich konfrontierte sie mit einer östlichen imperialen Kultur und einer nahöstlichen Erlösungsreligion als Staatsreligion, dem Christentum und dem Islam. Diese historische Situation im ersten Jahrtausend erlaubt es, neue Modelle und Theorien für die Bereiche „Transcultural Studies“ und „Comparative Empire Studies“ zu erarbeiten.
Antragsteller sind die Althistorikerin Prof. Dr. Sabine Panzram und der Islamwissenschaftler Prof. Dr. Stefan Heidemann von der Universität Hamburg. Das Forschungsvorhaben wird zunächst für vier Jahre gefördert und erhält 4,2 Millionen Euro. Das „Roman Islam Center“ soll zum 1. April 2020 eingerichtet werden. Es arbeitet unter anderem mit dem Consejo Superior de Investigaciones Científicas Madrid (CSIC), der Casa de Velázquez. École des Hautes Études Hispaniques et Ibériques Madrid (EHEHI) und dem Institute of the Ancient World New York (ISAW) zusammen. In den kommenden Jahren werden im Rahmen des Kollegs insgesamt 48 internationale Forscherinnen und Forscher als „Fellows“ nach Hamburg kommen.