Al-Andalus, Toledo, Córdoba, „convivencia“ – es sind klangvolle Namen und Begriffe, die sich mit der Zeit der arabischen Herrschaft auf der Iberischen Halbinsel verbinden. Doch nicht sie standen im Mittelpunkt des Sommerkurses, den Casa Árabe in Zusammenarbeit mit Maribel Fierro Bello (CSIC, ILC-CCHS) und Alejandro García Sanjuan (Universidad de Huelva) bereits zum 2. Mal in Córdoba veranstaltete, sondern die Conquista und Prozesse wie die Islamisierung und die Arabisierung. Rund 30 Interessierte – u.a. aus Deutschland, England, Israel, Italien, Marokko, den USA, Spanien und Tunesien – nutzen das englischsprachige Angebot und setzten sich vom 17. bis 22. Juli 2017 eingehend mit den „Ursprüngen von Al-Andalus: Conquista, Islamisierung und Arabisierung“ auseinander.
Neben den Vorträgen international renommierter Wissenschaftler – so sprach zum Beispiel Eduardo Manzano Moreno über „The Islamic Conquest in Latin Sources“ und Juan Pedro Monferrer-Sala über „Arabization and non Muslim communities“ – standen zum einen Archäologische Workshops, die unter der sachkundigen Leitung von Rafael Blanco Gúzman und Antonio Vallejo Triano standen und zu den markantesten Bauten dieser Zeit führten. Zum anderen gab Tawfiq Ibrahim Buttos – ebenfalls anhand der Originale – eine eindrucksvolle Einführung in die Numismatik.
Diese gelungene Mischung aus Vorträgen und konkreter Arbeit am Befund in situ übertraf die Erwartungen aller Teilnehmenden, erhielten sie doch einerseits nicht nur eine Einführung in die Thematik, sondern auch in die Geschichte der spanischen Historiographie: Infolge des Todes von Franco 1975 kam es im Laufe der 80er Jahre zu einer regelrechten „historiographical revolution” – die Geschichtswissenschaften versuchten, sich von ihren Zielvorgaben zu befreien, die der Legitimierung der sozio-politischen Organisationsform und der Identitätsstiftung gedient hatten. Nun konnte die Überlieferung „objektiv“ interpretiert und musste z.B. die Grundlage spanischer Identität, die hispanidad, nicht mehr im Zeitalter der Reconquista lokalisiert werden – eine Chance und Herausforderung zugleich, wie die aktuellen Diskussionen über „Al-Ándalus, identidad y nacionalismo en la historia peninsular“ zeigen. Andererseits konfrontierte sie die Besichtigung der Mezquita wie der Überreste des „arrabal“ Shacunda oder von Wohnhäusern im Bereich des Busbahnhofs mit der Problematik der Denkmalpflege, mit der sich Städte mit einer derartigen Vergangenheit Geschichte wie Córdoba konfrontiert sehen: Was soll man wie in welcher Form bewahren, „musealisieren“ und in das aktuelle Stadtbild integrieren?
Ein hervorragend konzipierter Einblick in die Geschichte dieser Region des Mittelmeeraums mithin, von dem man nur hoffen kann, das die Veranstalter und Casa Árabe ihn fortführen – man darf auf das Thema des III. Intensive Summer Course gespannt sein!
Bilder: Casa Árabe, Córdoba