Den Auftakt zu dem Studientag Spaniens Städte – Moderne Urbanität seit 2000 Jahren, Teil II: Mittelalter und frühe Neuzeit, den Toletum gemeinsam mit dem Instituto Cervantes am 16. und 17. April 2015 – als Fortsetzung der Vorlesungsreihe Spaniens Städte – Moderne Urbanität seit 2000 Jahren (I): Antike aus dem Sommersemester 2014 – veranstaltete, bildete der Vortrag von Eduardo Manzano Moreno (Consejo Superior de Investigaciones Científicas Madrid) über: La España de las tres culturas: ¿mito o realidad? Sobre la convivencia de cristianos, árabes y judíos en el mundo urbano medieval de la Península Ibérica.
Der renommierte Islamwissenschaftler übertraf dahingehend alle Erwartungen, dass er sich vor allem mit den Versuchen einer „Instrumentalisierung“ dieses Mythos sowohl im Westen als auch von Seiten des Islams auseinandersetzte. Reden von José María Aznar oder Barack Obama zeigten ebenso das Bestreben einer Kontinuitätsstiftung wie beispielsweise der Name der Fähre, die das algerische Oran mit dem spanischen Alicante verbindet: „Tariq ibn Ziyad“. Denn der Berber, der im Jahre 711 mit seinen Truppen die Straße von Gibraltar überquert und die Westgoten am Guadalete besiegt hatte, steht gewissermaßen am Beginn der Conquista der Iberischen Halbinsel.
Manzanos Analyse dieses vielfach überraschenden Umgangs mit Geschichte zielte vor allem darauf, deutlich zu machen, dass dieser Abschnitt der Geschichte Spaniens keine Antwort auf heutige Probleme eines multikulturellen Zusammenlebens zu geben vermag. Bei der „convivencia“ handle es sich um ein komplexes historisches Phänomen, über das die Historiker dank detailreicher Studien immer besser Bescheid wüssten, nicht aber um eine „Handlungsanweisung“. Die Zuhörer in einem voll besetzten Saal des Instituto Cervantes dankten ihm die Dekonstruktion des Mythos mit einer hitzig geführten Diskussion.
Bilder: Steffi Dedezius